Radsport

Sinkewitz gedopt - ARD und ZDF haben die Schnauze voll

Ausgerechnet ein T-Mobile-Fahrer brachte gestern Vormittag das Fass zum überlaufen. Patrik Sinkewitz (26), einer der „jungen Generation“, der als Sinnbild für eine dopingfreie Zukunft im Radsport stand, wurde bei einer Trainingskontrolle am 8. Juni in der A-Probe positiv auf das Hormon Testosteron getestet. „Ich? Wieso ich? Davon weiß ich nichts. Das kann nicht sein“, meinte Sinkewitz, als er kurz vor einer Kiefer-Operation über die Probe in Kenntnis gesetzt wurde.

Weitreichende Konsequenzen

Der 26-jährige Profi wurde sofort von seinem Team suspendiert. Sollte auch die B-Probe, die er innerhalb von fünf Tagen beantragen muss, positiv ausfallen, würden ihm neben seiner Kündigung noch weitere Konsequenzen drohen. Er wäre der erste Profi, der die Folgen seiner Ehrenerklärung beim Welt-Radsportverband UCI zu spüren bekäme. In dieser mussten sich die Fahrer verpflichten, mit einem Jahresgehalt zu haften. Dieses beläuft sich bei Sinkewitz auf geschätzte 500.000 Euro. Zusätzlich droht ihm eine Sperre von zwei Jahren.

„Wollen sauberen Sport“

Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF kündigten bereits vor der Tour de France an, bei weiteren Dopingaffären einen Ausstieg aus der Live-Berichterstattung zu erwägen. Nach Bekanntwerden der Sinkewitz-Probe haben ARD-Programmdirektor Günter Struve und ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender nun keinen anderen Ausweg mehr gesehen. Bis zur Klärung des Falles soll die Mattscheibe dunkel bleiben. „Wir wollen einen sauberen Sport … und wir werden mit diesem Schritt hoffentlich dazu beitragen“, verteidigte Brender den Entschluss in einer ersten Stellungnahme.

Ausstieg konsequent?

Es stellt sich die Frage, ob der Ausstieg von ARD und ZDF dem Radsport hilft. Schließlich geht den Teams Bildschirmpräsenz verloren, außerdem verlieren die Teams Sponsorengelder. Bedenklich ist auch, dass damit in erster Linie jenen Teams (T-Mobile und Gerolsteiner) geschadet wird, die im Kampf gegen Doping an vorderster Front stehen. Unverständnis herrscht ob der Tatsache, dass während des Festina-Skandals 1998 speziell in der ARD kaum ein Wort über Doping verloren wurde. Im Gegenteil, man rühmte sich als Sponsor der Telekom-Equipe rund um Jan Ullrich und Erik Zabel.

Paradoxe Entscheidung

Besonders bestürzt auf den Rückzug zeigte sich der Präsident der Tour-Organisation ASO, Patrice Clerc: „Die Leidtragenden sind die Zuschauer und jene Fahrer, die unbelastet sind“. Aufgabe der Medien wäre es, den Kampf gegen Doping zu begleiten, so Clerc weiter, ein Tour-Ausstieg sei eine „paradoxe Entscheidung“. Die Radsport-Fans haben zumindest einen kleinen Trost: Eurosport wird auch weiterhin täglich von der Tour de France berichten.

Christoph Nister für sport inside

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Devolder gewinnt Österreich-Rundfahrt

Nach zwei Sprintankünften in Mayrhofen und Salzburg ging es am dritten Tag auf das Kitzbüheler Horn. Das Team Elk Haus-Simplon unter der Leitung von Teammanager Bernhard Rassinger ging als Favorit in dieses Teilstück und wurde dieser Rolle vollauf gerecht. Thomas Rohregger fuhr wie entfesselt und konnte seinen ersten Etappensieg bei der heimischen Tour feiern.

Doch damit nicht genug, folgte ihm auf Rang zwei sein Teamkollege Christian Pfannberger. Die Mannschaft und die österreichischen Radfans hatten scheinbar allen Grund zur Freude, doch der Schein trügte.

Interner Machtkampf

Zwar konnte sich Pfannberger auf der schweren Etappe nach Prägraten den Titel des Glocknerkönigs sowie das Bergtrikot sichern, doch das Mannschaftsgefüge geriet dennoch etwas aus den Fugen. Pfannberger, als Kapitän in die Rundfahrt gestartet, konnte sich nicht mit der Rolle des Co-Leaders abfinden, daher kam es zu internen Streitigkeiten im Team.

Auf der fünften Etappe verhielten sich die beiden Fahrer nach außen hin noch ruhig, doch nach Ende von Etappe sechs kam es zum öffentlichen Bruch. Pfannberger warf seinem Teamkollegen Wortbruch vor, nachdem dieser ihm nicht wie abgesprochen den Zielsprint anzog und ausgerechnet Gerrit Glomser vom Team Volksbank, dem Erzrivalen, den Etappensieg einheimsen konnte.

Dabei musste der beschuldigte Thomas Rohregger immer wieder Löcher stopfen, damit die Gruppe nicht auseinander fällt und hatte deshalb am Ende der Etappe keine Kraft mehr.

Wenn zwei sich streiten…


Nach all den Querelen hieß es nun, sich auf das entscheidende Zeitfahren über 24 Kilometer vorzubereiten. Rohregger ging mit einem (scheinbar) beruhigenden Vorsprung von 33 Sekunden auf Pfannberger ins Rennen. Jure Golcer (SLO) und Stijn Devolder (BEL) hatten bereits 1:04 bzw. 1:33 Minuten Rückstand. Der Belgier war allerdings nicht zu unterschätzen, gilt er doch als ausgesprochener Zeitfahrspezialist.

Und so kam, was kommen musste: Devolder knöpfte den Österreichern Sekunde um Sekunde ab und gewann das Zeitfahren überlegen. Nicht nur das, er übernahm mit seiner beeindruckenden Vorstellung im Kampf gegen die Uhr auch das Gelbe Trikot des Gesamtführenden. Rohregger musste froh sein, zumindest Platz zwei gehalten zu haben, Pfannberger fiel sogar auf Rang vier zurück.

„Wurde mit Druck nicht fertig“


Auf der letzten Etappe nach Wien setzten sich noch einmal die Sprinter in Szene. Der U23-Weltmeister von Salzburg, Gerald Ciolek, feierte seinen zweiten Etappensieg. In der Gesamtwertung geschah nichts mehr Außergewöhnliches und so konnte Stijn Devolder zum ersten Mal die Österreich-Rundfahrt für sich entscheiden.

„Der Triumph hier bei dieser schweren und hochklassigen Rundfahrt ist schon was ganz Besonderes“, streute der 27-jährige Belgier den Veranstaltern Rosen. Auch Thomas Rohregger zeigte sich mit Platz zwei zufrieden, musste sich jedoch eingestehen: “ Den Gesamtsieg hab ich gestern schon vor dem Zeitfahren hergegeben, ich wurde mit dem Druck nicht fertig.“ Im nächsten Jahr werde er allerdings gestärkt wieder zur Tour kommen und den Gesamtsieg holen, warnte er seine Gegner.

Christoph Nister für sport inside

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Auftakt zu einem spannenden Giro d‘Italia

In wenigen Tagen erfolgt der Startschuss zum 90. Giro d’Italia, der wie in den vergangenen Jahren mit einem kräfteraubenden Programm aufwartet. Der Radtross gastiert dabei erneut in Österreich.

Zur Jubiläumsausgabe der zweitgrößten Landesrundfahrt der Welt haben sich die Veranstalter für ein Streckenprofil entschlossen, dass die Radprofis an ihre Grenzen bringen wird. Nicht weniger als 31 Bergwertungen sind in drei Wochen zu absolvieren, darunter gleich vier Bergankünfte. Dem stehen nur ein Berg-, ein klassisches Einzel- sowie ein Mannschaftszeitfahren mit insgesamt 79 Kilometern im Kampf gegen die Uhr gegenüber. Somit sind auch in diesem Jahr die Kletterspezialisten klar im Vorteil.

Zu den Highlights der diesjährigen Italien-Rundfahrt zählen die Etappen zum Monte Zoncolan, nach Briançon und das Bergzeitfahren auf der 13. Etappe nach Oropa. Die Königsetappe führt am 27. Mai über drei Pässe von Trento nach Tre Cime di Lavaredo. Am Tag darauf überqueren die Radprofis die österreichische Grenze und gastieren im Etappenzielort Lienz.

Wegen seiner Verwicklung in die „Operation Puerto“ ist Titelverteidiger Ivan Basso nicht startberechtigt, um sein Erbe kämpfen fast ausschließlich Italiener. Mit Damiano Cunego (Sieger 2004), Gilberto Simoni (Sieger 2001, 2003) und Paolo Savoldelli (Sieger 2002, 2005) gehen gleich drei ehemalige Sieger der Rundfahrt als Favoriten ins Rennen. Als Außenseiter gelten Stefano Garzelli (Sieger 2000), Danilo di Luca und Yaroslav Popovych (UKR), dem als einzigen Ausländer Chancen auf den Gesamtsieg eingeräumt werden. Auch ein Blick auf die Siegerliste belegt eindeutig, dass der Giro seit Jahren von einheimischen Athleten dominiert wird, so kamen die letzten zehn Sieger allesamt aus dem Veranstalterland.

Abseits der Straße sorgt der Fall Fuentes erneut für Schlagzeilen. Ivan Basso willigte zuerst ein, als Kronzeuge Informationen preiszugeben, um eine Strafmilderung zu erreichen. Einen Tag später folgte das Dementi. „Ich weiß von nichts…und ich habe nie verbotene Substanzen zu mir genommen“, wollte er den verdutzten Journalisten weißmachen. Somit droht auch diesmal der sportliche Wettbewerb in den Hintergrund zu rücken. Der Kampf gegen Doping geht also in die nächste Runde.

Christoph Nister für sport inside

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