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Doping – Ein haumgemachtes Problem?

„Rottmann und Perner aus Turin geflüchtet,“ „Jan Ullrich und Oscar Sevilla vom Team T-Mobile suspendiert.“ Solche und ähnliche Meldungen sorgen immer wieder für Aufsehen in den Nachrichten.

Kurioserweise tauchen derartige Schlagzeilen immer oder immer wieder vor, während oder nach so genannten Großereignissen wie Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften oder großen Radrundfahrten auf. Zwar nicht wie Phönix aus der Asche, aber trotzdem mit ungeahnter Intensität. Weil man bei aller Tristesse aus Bürgerkriegen und Insolvenzen, Rassenunruhen und Machtspielen in die Welt des Sports flüchtet. Und weil man sich von dieser Welt Besseres erhofft?

Stichworte wie Blutdoping, anabole Steroide, EPO oder Ähnliches tragen dazu bei, Sportler (die so ich du und ich ihrem Beruf nachgehen) als Kriminelle abzustempeln und als Betrüger zu diffamieren. Und das vielleicht nur deshalb, weil so mancher Teamarzt im internen Kampf nicht bestehen konnte und nur auf eine Gelegenheit wartet, mit aller Gewalt zurückzuschlagen?

Ein positiver Aspekt – falls man überhaupt davon sprechen kann – ist jener, der breiten Öffentlichkeit die Augen zu öffnen und zu zeigen, welcher Druck auf den Heroen der Moderne oder im Besonderen auf den Helden der Landstraße lastet: Der Druck der Sponsoren, bestmögliche Leistung für längstmögliche Medienwirksamkeit zu bringen. Der Druck von Trainern und Betreuern, immer on Top zu sein um in der Welt aus Eitelkeiten und Machtspielen zu bestehen und auf der eigenen Profilierungsleiter Sprosse für Sprosse weiter nach oben zu gelangen.

Auch die Medien fordern Außergewöhnliches, um Leser, Hörer und Seher zu fesseln. Und zwar mit der Absicht, die Auflagenstärke oder Publikumsfrequenzen in die Höhe zu treiben. Wir als Konsumenten der Medien tragen vielleicht auch teilweise zu diesem enormen Druck bei, denn je mehr Schweiß fließt und Schmerz verzerrter das Gesicht ist, desto besser für das Ego jedes „passiven“ Sportlers, der mit Cola und Chips das Leiden seines Helden am Fernsehgerät mitverfolgt.

Apsirin, Echinacea & Co
„Ich habe vor kurzem die neue Dopingliste per Post bekommen“ hat mir ein befreundeter Leistungssportler erzählt, um kurz danach fortzufahren: „Als Sportler musst du heutzutage entweder selbst Medizin und Jus studiert haben oder du musst ständig einen Arzt an deiner Seit haben. Und am besten auch gleich noch einen Rechtsanwalt.“ Hunderte Seiten umfasst diese Liste. Selbst alltägliche Präparate sind darauf zu finden. Ein Druckwerk, welches einmal ordentlich entrümpelt gehört. Oder will man von einem Sportler tatsächlich verlangen, dass er sich tausende, verbotene Arzneimittel einprägt und bei Bedarf einfach abrufen kann?

Die Ansicht, Sportler könnten sich aufgrund ihres Sportlerdaseins besser erholen, mag vielleicht im Fall von Verletzungen teilweise richtig sein. Weil sofort nach möglichen Operationen mit der Therapie begonnen wird. Und selbst dann kommt es darauf an, wer man in der Welt des Sports ist. Bei – auch bei den harmlosesten – Krankheiten verhält es sich aber auf jeden Fall total verkehrt. „Wenn ich nachhause komme und meine kleine Tochter hat die Grippe“ hat mir ein Biathlet erzählt, „dann liege ich mit fast hundertprozentiger Sicherheit am Tag danach auch im Bett. Weil das Immunsystem eines Berufssportlers viel anfälliger für Infektionen ist.“

Sämtliche Sportveranstalter, Sportverbände und auch die Welt Anti-Doping Agentur sollten sich selbst mal bei der Nase nehmen und ihr Tun zu hinterfragen. Oder wie soll es möglich sein, eine Flachetappe über 210 km bei 35 Grad Hitze zu fahren und tags darauf eine Bergetappe über 170 km und mehr als 1000 Höhenmeter zu bestreiten? Und wie stark war wohl der psychische Druck auf Marco Pantani“, als er von den Medien über Jahre für ein Schwerkrimineller gejagt wurde? So lange, bis es für diesen Ausnahmefahrer keinen anderen Ausweg als den Freitod geben konnte.

Bei all dem Druck haben die Veranstalter vergessen, dass sie ohne ihre Athleten keine Veranstaltung durchführen können. Ganze Betreuerstäbe wären ohne ihre „Arbeitgeber“ ohne Job und Auflagenstärke bzw. Frequenzen von so manchem Medium wären mit einem Schlag bedeutungslos. Wir sollten nicht vergessen, dass Menschen dahinter stehen. Und ohne sie wäre das große Spektakel Sport nichts ...

Florian Warum für sport inside

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Spielverderber NHL

Kampf. Im Laufe der Geschichte sind sich die beiden Supermächte Russland und die Vereinigten Staaten von Amerika häufig gegenseitig auf die Zehen getreten. Ausgerechnet jetzt gibt es auf dem sportlichen Schlachtfeld ein Wiedersehen der besonderen Art. Und die Waffen könnten dabei nicht unterschiedlicher sein. Während die Amerikaner die alt bewährten NHL Playoffs besitzen, halten die Russen dieses Jahr mit der Eishockey WM Ende April dagegen. Zwei Großereignisse auf unterschiedlichem Terrain, aber zur gleichen Zeit.

Ärger. Eine Lösung ist weiter nicht in Sicht: Auf der einen Seite die bösen Amerikaner, die ihre Sympathien nicht erst seit dem Irak Krieg verspielt haben und dort anscheinend auf den Geschmack von Geiseln gekommen sind. Viele Eishockeystars aus aller Welt werden seit einiger Zeit im Land gefangen gehalten und gezwungen, einzig und allein für die heimische Liga, die National Hockey League, zu spielen. Andere internationale Großereignisse, die die Welt interessieren, sind ab sofort tabu.

Auf der anderen Seite die Russen, die als Ausrichter einer Eishockey Weltmeisterschaft auf Qualitätssicherung bedacht sind und deshalb die Geiseln um jeden Preis zurück haben wollen, um den Fans auf dem Globus ein Spektakel der Extraklasse zu liefern.

Wir halten fest: Fakt ist, dass die NHL Playoffs schon seit 1890 zum absolut Größten im internationalen Eishockeysport zählen. Fakt ist, dass amerikanische Sportsender mit den Playoff Spielen Millionen Zuschauer vor die Bildschirme bringen und dabei ein Vermögen verdienen. Natürlich werden die amerikanischen Fans dabei befriedigt. Natürlich steht den Geiseln im Land der unbegrenzten Möglichkeiten Aufmerksamkeit zu, die sie in Europa nicht immer bekommen. Doch gerade Ende April dreht sich das Karussell und die ganze Welt blickt wieder nach Russland. Jeder Mensch, allen voran die europäischen Eishockeycracks, wissen: Es gibt viele schöne Plätze, aber daheim ist’s immer noch am Schönsten.

Gerechtigkeit. Die aufmüpfigen Amerikaner kennen kein Pardon. Genau deswegen gibt es für die Europäer kaum Hoffnung auf ein wenig Gerechtigkeit, geschweige denn auf Nachsicht. Die internationalen Eishockeyfans werden enttäuscht sein, wenn die meisten ihrer Helden wieder dem Puck in der NHL nachjagen müssen anstatt bei der WM Heldenmut für ihr Land zu beweisen.

Jedoch ist es auch für die amerikanische Mannschaft und die Fans ein Schnitt ins eigene Bein. Da stellt sich zwangsläufig die Frage: „Was ist bei den Amerikanern stärker? Der Stolz um jeden Preis die alten Sitten zu bewahren oder das Verlangen nach einer Durststrecke von 47 Jahren endlich mal wieder Eishockey Weltmeister zu werden?“

Ein seltsamer Beigeschmack: Was im Fußball, im Tennis und in fast allen anderen Sportarten eine Selbstverständlichkeit ist, funktioniert beim Eishockey noch lange nicht. Ist die Durchführung zweier Großveranstaltungen mit allen potentiellen Topstars wirklich ein Ding der Unmöglichkeit? Der Schlüssel heißt Kommunikation zwischen den Verantwortlichen der International Ice Hockey Federation (IIHF) und der National Hockey League (NHL). Ein europäischer Lösungsansatz: zwei Großveranstaltungen, die nicht zur selben Zeit stattfinden oder internationales (Ausführung der WM) vor nationalem Recht (Ausführung der Playoffs).

Es sieht nicht gut aus. Sogar im Sandkasten gehen die Gerüchte um, dass die traditionsbewussten Amerikaner ihre Entscheidung längst gefällt haben. Selbst unsere Kinder wissen, was das heißt: Keine Chance mehr für die Geiseln. Keine Chance mehr auf eine glanzvolle WM mit allen Topstars. Keine Werbung für den Sport. Gratuliere Herr Bush, der erste entscheidende Sieg in Ihrer Laufbahn.

Jörg Ransmayr für sport inside

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