Mittwoch, 27. Juni 2007

Das Leben abseits der Skipiste

Michaela Dorfmeister erzählt über das Ende einer sehr erfolgreichen Skikarriere und die neuen Aufgaben in ihrem Leben danach.

„Genieße das Leben ohne Druck und Anspannung“

Am 17. März 2006 ging in Österreich eine ganz große Skikarriere zu Ende Michaela Dorfmeister stand zum letzten Mal bei einem Weltcupriesentorlauf in Are im Starthaus. Knapp ein Jahr nach der Bekanntgabe ihres Karriereendes blickt die 34-jährige auf ihr letztes Rennen zurück: „ Ich sagte mir damals: Ich bin eine Rennläuferin und fahre das letzte Rennen auch noch so gut es geht. Ich fand es aber auch echt super wie es Fritz Strobl heuer gemacht hat. In Are hätte das aber nicht so eine Wirkung gehabt, weil die Mentalität der Menschen eine ganz andere als in der Lenzerheide ist“.
Dorfmeister wat stets eine Sportlerin, die ihren Emotionen freien Lauf ließ. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht erinnert sie sich an ihre letzte Zieldurchfahrt. „Ich redete mit keinem und nahm mir die Zeit, um das Geschehene zu verarbeiten.“ Der Verlust des „Alphatieres“ im Team, war für die Trainer Grund genug zur Traurigkeit. Doch Trübsal wurde nicht lange geblasen, denn schon am Abend ließen es Dorfmeister und das Team so richtig krachen.

Eltern waren oft an ihrer Seite und fieberten mit

Auf ihre Eltern Josef und Christine Dorfmeister konnte sich die Ausnahmesportlerin immer verlassen. Sie waren der Rückhalt, den sie brauchte und bei vielen ihrer Rennen live vor Ort. „Sie sind froh, dass die Herumfahrerei ein Ende hat. Jetzt erst sehen sie wie viel Freizeit ihnen bleibt, seit dem ich aufgehört habe, “ weiß die Wahlpurgstallerin. Angst war der ständige Begleiter ihrer Eltern. Zum Glück mussten sie sich um ihr einziges Kind unbegründet Sorgen machen.
Nur einmal blieb ihnen das Herz beinahe stehen: Bei der Abfahrt in Cortina/Italien kam Michi nach dem Tofana-Sprung schwer zu Sturz und blieb im Netz hängen. Eine Daumenverletzung, die operativ korrigiert werden musste, war die Folge- und das ganze drei Wochen vor den Olympischen Spielen in Nagano. verletzte sich die Spitzensportlerin bei einem Sturz in Cortina/Italien. Nach dem Tofana-Sprung kam sie zu Sturz und blieb im Netz hängen. Eine Daumenverletzung, die operativ korrigiert werden musste, war die Folge. Und das ganze drei Wochen vor den olympischen Spielen in Nagano. Die schlimmste Zeit in Dorfmeisters Karriere: „Ich wusste ich darf zu den Spielen nach Japan mitfahren und in diesem Moment als ich stürzte, dachte ich mein Traum ist vorbei.“ Es kam jedoch anders. Die Ärzte versicherten ihr, dass es nicht unmöglich wäre, in Nagano dabei zu sein. Deshalb tat sie alles Notwendige und kämpfte verbissen. Das Ergebnis war eine Silbermedaille im Super-G.

Mit einem Lachen im Gesicht erzählte die zweimalige Olympiasiegerin von ihrer Medaillenfahrt: „Eigentlich hat mich die Verletzung nicht behindert. Im Nachhinein betrachtet schon, denn wenn ich ordentlich anschieben hätte können, wäre es Gold geworden. Aber wer weiß, wofür das gut war. Hätte ich damals schon Gold errungen, wäre meine Karriere möglicherweise viel früher zu Ende gegangen. Es hat alles seinen Sinn, auch wenn es mit Schmerzen verbunden ist.“

Hausbau und der erste Winter danach


Nach ihrer letzten aktiven Ski-Saison, die gleichzeitig ihre erfolgreichste war, schlug Michaela Dorfmeister ein neues Kapitel in ihrem leben auf. Mit ihrem Freund Andreas baute sie in dessen Heimatort Purgstall ein Haus. Dabei brachte sie sich mit 100 Prozent beim Hausbau ein – die ideale Ablenkung nach ihrem Karriereende.
Ohne Sport kann sie aber dennoch nicht leben, mit dem Unterschied: Zeitpunkt und Ort der Sportausübung kann sie jetzt selbst bestimmen. „Die größte Anstrengung war die Vorbereitungszeit. Rennen zu fahren war purer Spaß. Du fährst die Piste runter und gewinnst. Ich durfte das zum Glück sehr oft erleben. Das mühsamste ist das Trainieren und wenn das einmal wegfällt und nicht mehr deinen Tagesablauf bestimmt, dann ist das schon eine große Erleichterung.“ Und geht ihr der Wettkampf ab? Nein, ganz im Gegenteil: Als die ersten Rennen der Saison 2006/2007 starteten, kam bei der Doppelolympiasiegerin keine Wehmut auf. „Auf die Anspannung vor den Rennen, das schwere Auftaktrennen in Sölden, das eigentlich noch in der Vorbereitungszeit liegt und auf den Druck, den sich Topathleten selbst auferlegen, kann ich mittlerweile gut und gerne verzichten. Man merkt wirklich erst, wenn man es nicht mehr hat, dass man eigentlich ständig wie unter Strom gestanden ist“, erzählte die Skipensionistin.
Sie selbst war im vergangenen Winter nur zehnmal Skifahren. Fünf Mal schnallte sie sich dabei auf der Piste das ungewohnte Snowboard an. „Andreas ist ein Snowboarder und hat es mir beigebracht. Er war sehr überrascht, dass ich es so schnell kapiert habe“, lacht Michi und schaut dabei ihren Freund, der zustimmend nickte, in die Augen.

Der Einzug und die „geliebte“ Hausarbeit


Seit August 2006 wohnen Michaela und Andreas in ihrem neuen Haus. Neben ihren Werbetätigkeiten, die sie sich selbst ausgesucht hat, und der Kolumne für eine österreichische Tageszeitung ist sie zurzeit im Grunde Hausfrau. Sie arbeitet im Garten, wäscht, putzt und lernt kochen. „ Bis jetzt ist alles gelungen, nur geschmeckt hat uns nicht immer alles“ schmunzelt Michi Dorfmeister.
Ihre neue Aufgabe spielt für das ehemalige Ski-Ass eine wichtige Rolle: „Ich habe mich schon sehr auf die Zeit danach gefreut. Zeit für mich selbst zu haben, im Garten zu arbeiten, auf den ich besonders stolz bin, oder kochen zu lernen. Das habe ich während meiner aktiven Karriere alles nicht gebraucht. Andreas und ich genießen einfach die Ruhe und die Zeit, die wir jetzt füreinander haben, in vollen Zügen“.
Mit der Ruhe ist es allerdings nicht mehr ganz so. Die kleine, neun Wochen alte Schäferhündin Ares bringt gehörig Bewegung ins Haus und in ihr gemeinsames Leben. Da kommt einem der Gedanke, dass der Hund ein „Trainingsgast“ für den eigenen Kindernachwuchs sein könnte. Darüber müssen beide herzhaft Lachen.
Michaela Dorfmeister schmunzelnd: „Wir haben ein Kinderzimmer, in das sicher drei Stockbetten passen würden. Nein, im Ernst. Wir haben uns über Heirat und Kinder noch gar nicht so viele Gedanken gemacht. Seit meinem Karriere-Ende hatten wir noch keine Zeit gehabt. Eine Hochzeit ist ein einmaliges Erlebnis und muss auch gut vorbereitet werden. Wir lassen das auf uns zukommen. Außerdem bin ich noch nicht gefragt worden“.
In Purgstall fühlt sich Michaela Dorfmeister auf alle Fälle schon sehr heimisch und bereut es keine Sekunde, hier mit Freund Andreas ihren ganz privaten Platz gefunden zu haben.

Gerlinde Metzinger für sport inside

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